Nahwärme aus dem Bunker

20.11.2018

Nahwärme aus dem Bunker

Wirtschaftsförderung Nordfriesland informiert auf Veranstaltung über mögliche Nachnutzung von ehemaligen Bundeswehrliegenschaften durch Rechenzentren

Bargum/ Enge-Sande – „KISS - Keep it safe and simple” – Nach diesem Motto ließen sich Rechenzentren in Bunker auf ehemaligen Bundeswehr-Standorten einbauen, meint das auf den Bau von Datencentern spezialisierte Unternehmen ICT Facilities. Michael Aust von ICT Facilities stellte diese Möglichkeit bei einer Veranstaltung des Konversionsmanagement Region Nord, einem Projekt der Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG NF), in Enge-Sande vor. Ziel der WFG NF für die Konversion, also die zivilie Nachnutzung ehemaliger Militärstandorte, ist die Ansiedlung von Gewerbebetrieben, die regenerative Energien nutzen. Thema der jüngsten Fachkonferenz zu diesem Thema auf dem GreenTEC Campus in Enge-Sande war deshalb die Nutzung von Abwärme aus Datencentern.

Datencenter werden für die zunehmend gefragte Rechenleistung verschiedener Internet-Anwendungen gebraucht. Durch die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung sind Firmen und Institutionen zudem angehalten, ihre Daten auf Servern innerhalb Europas zu speichern. Deshalb ist mit steigenden Investitionen in den Bau von Datencentern zu rechnen. Die großen Computer oder Server müssen in ständig klimatisierten und einbruchsicheren Räumen untergebracht werden. Viele ehemalige Militärstandorte bieten dafür ideale Bedingungen. Die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachkonferenz „Abwärmenutzung von Datencentern“ hatten vor der Veranstaltung die Gelegenheit, sich die Bundeswehr-Liegenschaft Bargum mit ihren 11 Bunkern anzusehen.

Würde man jeweils 156 Server-Einheiten in den 11 Bunkern unterbringen, so rechnet die Firma ICT Facilities mit einer Abwärmeleistung zwischen 4000 und 7000 kW. Dr. Ralph Hintemann vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit zählte in seiner Präsentation die Chancen und Grenzen einer Abwärmenutzung auf. Demnach ist der Anschluss an ein Nahwärmenetz bisher nicht wirtschaftlich, eine Kombination mit Indoor Farming, Aquakultur und regenerativen Energiequellen am selben Standort jedoch denkbar. Ein solches Konzept plant die Firma WindCloud und will es zusammen mit weiteren Unternehmen aus der Region auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehr-Materiallagers Bramstedtlund umsetzen. Karl Rabe und Thomas Reimers berichteten von diesem Projekt.

In Raisdorf bei Kiel wird ein Gründerzentrum, das GTZ (Gewerbe- und Technikzentrum) des Kreises Plön, mit Nahwärme aus einem Zuchtbetrieb für biologische Schädlingsbekämpfung beheizt. Bernd Meier von BME Energy-Consult stellte das Projekt, das sich in Teilen auf den Standort Bargum übertragen ließe, mit allen Hindernissen und Erfolgen vor. In Raisdorf hat sich die Firma e-nema angesiedelt, eine Ausgründung der Universität Kiel, die in Bioreaktoren Mikroorganismen und Fadenwürmer zur biologischen Schädlingsbekämpfung züchtet. Diese Stahlbehälter müssen im Laufe des Mikroorganismen-Wachstums zunächst beheizt, später gekühlt werden. Durch eine 270 Meter lange Nahwärme-Leitung wird nun das GTZ mit der überschüssigen Wärme aus den biologischen Prozessen beheizt. Die energietechnische Beratung und die Umsetzung des Vorhabens wurden mit Landesmitteln der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) und mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert.

Die Zucht von Algen für Nahrungsergänzungsmittel als spezielle Form des Indoor-Farming stellte Rudolf Cordes aus Vechta vor. Mit seiner Firma NOVAgreen kultiviert er bio-zertifizierte Chlorella-Algen, die wegen ihres hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B12 bei Veganern und anderen ernährungsbewussten Kunden sehr gefragt sind. Auch für Algen-Kulturen ließe sich Nahwärme – sei es aus Datencentern oder aus regenerativen Energien – gut nutzen.

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